Man kann auch ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht!

Jeder Hund ist etwas besonderes, der Manchester-Terrier ist außergewöhnlich


Freunde, Spielkameraden und Beschützer
Wer wie ich, schon immer mit Hunden zusammen gelebt hat, kann Menschen, die auf die größte aller Freundschaften verzichten, nicht verstehen. Aufgewachsen bin ich mit Hunden verschiedener Rassen, Mischlingen und jagdlich geführten Gebrauchshunden. Hunde zu haben war für uns etwas selbstverständliches, sie waren die besten Freunde, Spielkameraden und Beschützer. Wir hatten uns im Umgang mit den Tieren an feste Regeln zu halten. Ein Satz ist mir immer in Erinnerung geblieben: „Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie Du den Schmerz“. Wenn sich nur alle Menschen daran halten würden......

Persica vom Meerhardsturm“, genannt „Trixi“
Als ich mein Elternhaus verlassen habe, hatte ich mehrere Jahre keinen Hund, daher war es an der Zeit, dass wieder Leben ins Haus kam. Unternehmungen in der schönen Natur würden mit einem neugierigen, kleinen Wesen „endlich“ wieder Spaß machen. So kam unsere kleine Yorkshire-Terrier Hündin „Persica vom Meerhardsturm“ (geb. 22.8.1984), genannt „Trixi“ in unser Leben. Sie war stets fröhlich, wachsam und sehr gelehrig. Aus einem Korb mit Spielzeugen, die alle einen Namen hatten, apportierte sie stets das Gewünschte. Sie hat uns 17 Jahre durchs Leben begleitet und unglaublich viel Freude gemacht. In dem Seniorenheim, wo meine Mutter die letzte Zeit ihres Lebens verbracht hat, wurde Trixi an den Wochenenden von allen Bewohnern und von den Pflegerinnen (zum Teil Nonnen) sehnlichst erwartet. Sie wanderte von einem Schoß auf den nächsten und genoss die Streicheleinheiten. Sie war ein kleines Juwel. Als wir sie schweren Herzens gehen lassen mussten und sie in meinen Armen für immer eingeschlafen war, wollte ich nie wieder einen Hund, nie wieder so eine Entscheidung treffen müssen. Wenn Trixi nur nicht so sehr gefehlt hätte... Beim nach hause kommen gab es keine stürmische Begrüßung und Spaziergänge machten keinen Spaß. Trixi war ein kleiner Traumhund mit einem großen Herzen, und genau so groß war die Lücke die sie hinterließ. Ein Hund sollte wieder einziehen, aber es musste schon ein „besonderer“ Hund sein, um eine solche Lücke auszufüllen. So reifte langsam aber sicher der Entschluss, ein neues „Familienmitglied“ zu adoptieren.

Die Suche nach dem „besonderen“ Hund
Die Suche nach dem passenden „Familienmitglied“ gestaltete sich als sehr schwierig. Die Hündin sollte nicht sehr groß, pflegeleicht und temperamentvoll sein. In einem Hundelexikon stießen wir auf unseren Traumhund. Ein „Bonsai-Dobermann“. Da mich der Dobermann schon immer fasziniert hat, mir aber einfach zu groß für die Wohnung war, war ich vom Manchester-Terrier sofort begeistert. Nach gründlichen Informationen über sein Wesen (der M.-T. ist nicht unbedingt ein Anfängerhund) stand fest, nur dieser Hund sollte es sein. Eine echte Herausforderung, ein typischer Terrier, intelligent, mit eigenem Kopf. Wir kontaktierten einige, der damals sehr wenigen Züchter und hatten Glück. Bei Frau Josefine Herrmann-Scherer (Zwinger „von Oranienstein“) wurde ein Wurf Welpen erwartet. Am 21. Februar 2002 kam der ersehnte Anruf, dass die Welpen geboren sind. Am 3. März (die Welpen waren 10 Tage alt), machten wir den ersten Besuch bei der Züchterin, um die Rasse „in echt“ kennen zu lernen. Wir waren begeistert und bekamen eine Hündin zugesagt. Am 30. April war es endlich so weit, Dana zog bei uns ein. Ein kleiner „Hurrican“.

Dana „von Oranienstein“
Als Dana bei uns einzog, kam wieder jede Menge Leben ins Haus. Endlich wieder Spaziergänge mit einem kleinen Lebewesen, das mit Begeisterung die große Welt entdeckt. Draußen wurde gespielt und getobt, nur leider hielt Dana es für Zeitverschwendung, den Aufenthalt in der freien Natur nebenbei als „Gassi-Runde“ zu nutzen. Die Wohnung bot für derartige Bedürfnisse ausreichend „günstige Stellen“. Der Putzeimer war mein treuer Begleiter, und ich sehnte den Tag herbei, wo Dana im Haus so dicht hielt, wie draußen.

Dana schlief bei uns im Schlafzimmer, wobei das Bett absolut tabu war. Ihr Korb war mit dicken Kissen ausgestattet, aber dass wichtigste war eine kuschelige Zudecke. Ein Manchester-Terrier ist da wohl „etwas speziell“, der Kopf muss immer unter der Decke sein, wobei das Hinterteil auch mal herausschauen darf. Im Sommer hatte man die Befürchtung, sie würde ersticken, aber ohne ihre Decke fand sie einfach keine Ruhe.

Schülerin Dana „von Oranienstein“
Da jeder Hund Erziehung und vor allem Kontakt zu Artgenossen braucht, meldete ich Dana in der Hundeschule an. In der Welpen-Spielgruppe hatte Dana die Gelegenheit, viele gleich alte, aber unterschiedlich große Hunde kennen zu lernen. Die kleinen, für sie viel zu langsamen Hunde beachtete sie nicht sonderlich, sie mochte lieber die größeren Exemplare. Schnell freundete sie sich mit Akimo, einem Rhodesian Ridgeback an. Die beiden begrüßten sich auf dem Hundeplatz jedes mal überschwänglich und liefen eine Runde eng aneinander gedrückt über den Platz. Die Freundschaft hielt während der gesamten Hundeschulzeit.

Zu hause wurde an der Stubenreinheit gearbeitet, was sich schwieriger gestaltete als gedacht. Einige Tage klappte es wunderbar, und der Putzeimer musste nicht mehr parat stehen. Bei Regen, den Dana gar nicht mochte sorgte sie dafür, dass das Klima im Haus dem nassen Wetter angepasst wurde. Irgendwann war sie endlich „wirklich“ stubenrein.

In der Junghundegruppe fing der Ernst des Lebens an. Um mir Enttäuschungen zu ersparen wurde mir geraten, meine Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben, da ein Terrier zwar intelligent ist, aber einen eigenen Kopf hat, was die Erziehung nicht gerade erleichtert. Gerade deshalb hatte ich mich für diese Rasse entschieden, ein Hund mit eigenem Charakter, kein notorischer, langweiliger Jasager. Ich wollte weder Lassie, noch Kommissar Rex, sondern in aller Bescheidenheit, einen „einigermaßen“ gehorsamen, alltagstauglichen Hund. Dana war zwar ein Terrier, aber sehr lernbegeistert und wie sich später heraus stellte, auch sehr lernfähig......

Bis Dana fünf Monate alt war, ging sie immer ohne Leine, aber dann erwachte ihr Jagdtrieb. Dana hatte eine mehr als feine Nase, witterte jede Spur und nahm jede noch so kleine Bewegung wahr. Ich musste höllisch aufpassen, sobald sie Wild anzeigte war sie auch schon auf und davon. Man muss einerseits das Wild, andererseits aber auch den Hund schützen, denn ein Jäger darf einen Hund, der sich weit vom Besitzer entfernt, in der Hatz befindet und nicht abrufbar ist abschießen. Verständlich, da sehr viel Wild qualvoll getötet, oder zu Tode gehetzt wird. Zur „eigenen“ Sicherheit und zum Schutz der Wildtiere bekam Dana eine Schleppleine......

In der Hundeschule wurde es jetzt wirklich ernst. Die Trainingseinheiten wurden länger, und es gab nur noch kurze Spielpausen. Ein neues Gruppenmitglied Anna, eine Rottweiler Hündin, wurde neben Freund Akimo, Danas beste Freundin. Neben der Ausbildung auf dem Hundeplatz machten wir einen „Grundkurs“, dessen Trainingseinheiten an unterschiedlichen Orten stattfanden. Dana präsentierte sich als eine Vorzeigehündin, sie lernte mit unglaublicher Geschwindigkeit und reagierte auf jeden Fingerzeig und jedes Kommando. Bei dem nachfolgenden „Stadtkurs“ war es nicht anders, das Vorurteil über die „schwierigen Terrier“ musste korrigiert werden.

Zuchthündin Dana“von Oranienstein“
Als Dana etwa 9 Monate alt war und sich zu einer sehr schönen Hündin gemausert hatte, stellten wir sie bei der Züchterin vor. Wir hatten geplant, noch eine kleine Hündin vorzubestellen. Pläne kann man bekanntlich ändern. Es war nur so ein kleiner „Denkanstoß“ von Frau Herrmann-Scherer, ob ich denn nicht lieber eine kleine Hündin von Dana hätte. Damit rannte sie bei mir offenen Türen ein. Sollte ich mich dazu entschließen, war natürlich einiges an Vorbereitungen nötig. Als wir uns nach eingehender Beratung auf den Rückweg machten, war die Entscheidung gefallen, dass ich meinen Traum wahr machen und mit Dana züchten würde.

Ich wurde Mitglied beim VDH / KfT und zeigte Dana auf einigen Ausstellungen. Nachdem die nötigen, tierärztlichen Untersuchungsergebnisse vorlagen, machten wir am 13.12.2003 in Soest die Zuchtzulassungsprüfung, wo Dana angekört wurde. Danach meldeten wir den sehr gut zur Rasse passenden Zwingernamen „The black Hurrican's“ an. Nach der Begutachtung der Zuchtstätte durch den Zuchtwart war es endlich so weit, ich bekam die Zuchterlaubnis.

Einen Tag vor der Zuchtzulassungsprüfung machte ich mit Dana die praktische Prüfung (Theorie war schon bestanden) für den Hunde-Führschein (von Günther Bloch). Die Prüfung bestand aus 2 Stufen, Stufe 1 im unbekannten Gelände und Stufe 2 in der Stadt Siegen, auf dem Weihnachtsmarkt und wurde von einem Ausbilder der Polizeihundestaffel abgenommen. Dana hat bestanden und ich war unglaublich stolz auf meinen „sturen“ Terrier.

Der „harte Kern“ der Hundeschule wollte weiter lernen, und so fingen wir eine Jagdausbildung an. Beim Apportieren kam der Terrier-Kopf voll zum Vorschein. Dana sagte, wenn du das Ding wegwirfst, hol es auch wieder. Sie liebte es aber, gefundene Meisen-Knödel herumzutragen. Ein ideales „Apportel“. Aus Stoffresten nähte ich Säckchen für die Meisen-Knödel, damit sie beim Werfen nicht zerfielen. Stoff, Garn und Zeit waren verschwendet, Dana sagte, hol es selbst und blieb dabei. Dafür glänzte sie dann beim Fährten-Training. Den Spöttern zum Trotz, die sich über den „Apportier-Verweigerer“ lustig gemacht hatten zeigte sie, wie man mit absoluter Konzentration eine Fährte liest. Das war wieder „meine Dana“.

Der erste Deckakt
Der Frühling kam, Dana wurde läufig, und ich bekam Panik vor der eigenen Courage. Der Progesteron-Test gab grünes Licht, und wir machten uns auf den Weg zum Deckrüden. Wer glaubt, ein Deckakt wäre eine ganz entspannte Sache, wird spätestens dann eines besseren belehrt. Unsere „schamhafte“ Dana fand Baltos penetrante Annäherungsversuche absolut nicht okay und reagierte entsprechend. Ich, als totaler „Zuchtneuling“ hätte mit Sicherheit aufgegeben, daher war es gut, dass die Züchterin von Balto anwesend war und durch ihre Erfahrung dafür sorgte, dass der Deckakt doch noch klappte. Als es zum „Verknoten“ kam, hat Dana sich wohl so erschrocken, dass sie anfing wie am Spieß zu schreien. Mit blankem Entsetzen konnten wir nur abwarten, bis der Knoten sich löste, aber das kann dauern...... Mit zitternden Knien traten wir den Heimweg an, froh, dass alles „so gut“ funktioniert hatte. Zwei Tage später fuhren wir mit bösen Vorahnungen zum nächsten Decktermin. Wie befürchtet, wurde Balto im Wohnzimmer, wo der erste Deckakt stattgefunden hatte, von Dana sofort heftig zurecht gewiesen. Wir hatten noch weiche Knie von dem Erlebten und wollten es bei einem Deckakt belassen. Während wir die Deckscheine für den KfT ausstellten, waren die Hunde im Garten verschwunden. Als wir etwas später auf der Terrasse eine Zigarette rauchen wollten, trauten wir unseren Augen kaum. Das Decken hatte im Garten ohne Hilfe funktioniert, die Hunde „hingen“. Ab da war Dana eine sehr „deckfreudige“ Hündin.

Stolze Mutter Dana“von Oranienstein“
Die Wochen vergingen, aber bei unserer extrem schlanken Dana zeigte sich nicht die kleinste Rundung. Einerseits war ich traurig, andererseits auch erleichtert, dass mir die Angst und Aufregung als „Geburtshelferin“ erspart bleiben würde. In der fünften Woche, und nachdem ich von allen Seiten mit der Frage gelöchert wurde, ob Dana denn nun trächtig sei, stellte ich sie unserer Tierärztin vor. Dana war trächtig!!!
Jetzt mussten viele Vorbereitungen getroffen werden, damit die Geburt entspannt ablaufen konnte und die Welpen gut behütet aufwachsen konnten. Es war eine aufregende Zeit, und die Anspannung wurde mit dem näher rückenden Geburtstermin täglich größer. Alles stand parat, Wurfbox, jede Menge frisch gewaschene Tücher, Waage, Wärmebettchen, usw...... Mein Luftbett war im Wohnzimmer neben der Wurfbox aufgebaut, damit nach der Geburt Dana und die Welpen auch nachts nicht allein waren.

Da es unser erster Wurf war, hatte meine Tierärztin dazu geraten, sicherheitshalber, kurz vor dem Geburtstermin eine Röntgenaufnahme machen zu lassen. Dort wurden vier Welpen gesehen, und alles sah sehr gut aus.

Am 57. Trächtigkeitstag erbrach Dana abends große Mengen Schleim, zäh wie Tapetenkleister und war relativ unruhig. In Sorge, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, rief ich bei der Deckrüden-Züchterin an. Sie klärte mich darüber auf, dass Erbrechen einer Geburt vorausgehen kann und am nächsten Tag wohl unsere Welpen da wären. So war es.....
In der Nacht ging es dann „richtig“ los. Dana rannte im Minutentakt raus und rein, wütete, scharrte und zerfetzte die ganzen Tücher. Die Nerven lagen blank...... Bei Nacht, mutterseelenallein, ohne Erfahrung, mit einer gebärenden Hündin. Ein Albtraum!!! Als die Geburt in die Phase kam, wo das erste Fruchtbläschen sichtbar wurde, war die Nervosität plötzlich wie weggeblasen. Als wäre ich schon immer „Hebamme“ gewesen, gelang es mir, Dana zu unterstützen und zu motivieren. „Gemeinsam“ brachten wir fünf gesunde Welpen auf die Welt, ein unglaublich tolles Erlebnis, dass zusammenschweißt. Die ersten Welpen, etwas ganz besonderes, noch nie wurden so perfekte Welpen geboren...... Und eines der kleinen Mädchen war meins!

Die Aufzucht war ein Traum. Einer glücklichen Mutter zuzusehen, die in der Pflege ihrer Babys aufgeht, ist das GRÖSSTE. Dana liebte es, wenn ich mich vor die Wurfbox legte und mit ihren Welpen kuschelte. Na ja, nicht nur Dana...... So wohlbehütet konnten ihre Welpen wachsen und gedeihen. Allmählich kamen die in der Vorauswahl befindlichen „Adoptiveltern“ zu Besuch, „fast“ alles sehr liebe, nette Menschen. Wir haben auch „weniger nette“ Leute kennen gelernt, für die der erste, auch gleichzeitig der letzte Besuch bei uns gewesen war. Die Familien, die für würdig befunden wurden eines unserer „Juwelchen“ zu adoptieren, waren jederzeit herzlich willkommen. Bei Kaffee und Kuchen verbrachten wir so manchen schönen Nachmittag, und Dana und die Welpen hatten ideale Spielkameraden, vor allem, wenn Kinder dabei waren. Die Zeit der Welpen-Aufzucht geht natürlich viel zu schnell vorbei. Als die Welpen acht Wochen alt waren, stand der Tierarztbesuch an, wo die Welpen gründlich untersucht, geimpft und gechippt wurden. Da die Welpen seit sie ca. fünf Wochen alt waren in der Transportbox geschlafen hatten, war auch die Fahrt zum Tierarzt kein Problem. Ein paar Tage später kam der Zuchtwart zur Wurfabnahme, wo alles einwandfrei war. Jetzt nahte der schwere Tag der Trennung, aber ein kleines Mädchen durfte bleiben. Aileen, noch ein kleiner „Hurrican“.

Aileen „The black Hurrican's“
Von der Welpen-Aufzucht daran gewöhnt, stand der Putzeimer noch für einige Wochen parat. Wie es sich für einen jungen Manchester-Terrier gehört, pinkelte Aileen mit Vorliebe ins Haus, draußen wurde keine Zeit für solche „Belanglosigkeiten“ verschwendet. In der Nacht kam es mir zugute, dass unsere Welpen ab der 6. Woche in der Transportbox geschlafen hatten. Aileen schlief in der Box vor meinem Bett, und so konnte ich sie in der Nacht wenn sie unruhig wurde, schnell zum Pippi machen nach draußen bringen. Nachts war sie somit stubenrein. Es bestand also Hoffnung, dass es bald auch tagsüber klappen würde.

Aileen war von der Rasse-Beschreibung absolut kein Manchester-Terrier. Sie war unglaublich aufgeschlossen, begrüßte fröhlich jeden Menschen und ließ sich von jedem anfassen. Sie kannte keine Angst vor Knallereien und Feuerwerk und fand Gewitter mit Donnerkrachen einfach nur toll. Sprungversuche auf höhere Sitzflächen die mit einem Absturz endeten, konnten sie nicht entmutigen, sofort kam der nächste Versuch. Sie kannte absolut keine Angst.

Die Hundeschule war auch für Aileen ein absolutes Muss. Von der Welpen-Spielgruppe an hatten wir wieder jede Menge Spaß. Aileen mochte jeden Hund, jeden Trainer und alle auf dem Platz anwesenden Zwei-und Vierbeiner, ob groß oder klein.

Da Aileen nicht Danas starken Jagdtrieb geerbt hatte, durfte sie „fast“ überall ohne Leine laufen. Sie reagierte auf jeden Zuruf, bis sie eines Tages ein Mäusenest entdeckt hatte. Von da an war jedes gefundene Nest so interessant, dass sie beim Buddeln nichts anderes mehr wahrnahm. Es blieb nur die Wahl, sie da weg zu holen und anzuleinen, oder ihr eine Lektion zu erteilen. Da die Wiesen sehr groß und Aileen meist mittendrin war, entschied ich mich für letzteres. Also, das nächste Buddeln abwarten und handeln. Als sie wieder mal in einer Weide verschwand, buddelte und nichts mehr mitbekam, bin ich weiter gegangen und habe mich in dichtem Gestrüpp versteckt. Nach einiger Zeit bemerkte sie, dass niemand mehr da war und geriet total in Panik. Sie rannte kopflos hin und her und schrie wie am Spieß. Als sie total verzweifelt war, bin ich auf den Weg zurück gegangen und habe sie zu mir gerufen. Sie kam immer noch schreiend an wie ein Wirbelwind und ist mir erst mal nicht mehr von der Seite gewichen. Seit dem achtet sie immer darauf, wo ich hin gehe.

Dana und Aileen waren ein Herz und eine Seele, sie schliefen tagsüber immer eng aneinander gekuschelt in einem Korb. Alles wurde gemeinsam unternommen, auch die Bewachung der Wohnung. Dana meldete immer nur kurz, wenn die Nachbarn „unbefugt“ ihre eigenen Grundstücke betraten, oder Spaziergänger mit Hund am Waldrand entlang gingen. Aileen meldete so lange, bis man sie ins Haus verbannte, nicht ohne aus Protest immer noch etliche male Buff zu sagen.

Mit der Zeit entwickelte Dana einen unglaublichen Futterneid, ich war gezwungen die beiden währen des Fressens zu trennen, was auf Dauer kein Zustand war. Besser, die Hunde beim Fressen „kontrolliert“ zusammen zu lassen, als immer mit der Angst zu leben, dass etwas passiert. Also, mit einem Kloß im Magen die Schüsseln mit genügend Abstand hingestellt und abgewartet. Wie erwartet hatte Aileen ihr Futter verschlungen (Dana war ein Genießer) und startete zügig Richtung Dana. In dem Moment schoss Dana knurrend und zähnefletschend herum. Es war Gott sei Dank nur eine Drohung, und Aileen war außer einem Mordsschrecken nichts passiert. Sie hatte ihre Lektion gelernt, die Schüssel war danach absolut tabu......

Viele Leute haben Bedenken ihre Hunde mit in die Stadt zu nehmen, wir nicht. Unsere Hunde lieben Autofahrten, mögen den Trubel in der Stadt, sie gehen sehr gern in Geschäfte, fahren im Aufzug, machen einfach alles mit. Weihnachtsmärkte lieben sie besonders, da es dort so verführerisch riecht und die Leute alles Essbare liegen lassen was runter fällt. Ein Paradies für diese „Allesfresser“.

Große Schwester Aileen
Als Aileen etwas über ein Jahr alt war, wurde Danas zweiter Wurf geboren. Aileen war begeistert, aber auch enttäuscht, dass sie nicht zu den Kleinen durfte. Sie saß meist auf meinem Luftbett vor dem Welpen-Auslauf und machte immer Anstalten, die noch blinden Welpen zum Spiel aufzufordern. Da keine Reaktion auf ihre Bemühungen kam, wurde es ihr zu langweilig, und sie suchte sich „sinnvolle“ Beschäftigung. Der Bettbezug hatte entschieden zu viele Knöpfe, die sie mit den Zähnen sauber abtrennte. Ob die Füllmenge im Oberbett korrekt war, wurde im Anschluss auch noch überprüft. Bei dem Attentat auf mein Bett erwischt, gab es einen ordentlichen Rüffel. Sie war natürlich „sehr beeindruckt“ und hatte typisch Manchester-Terrier das letzte Wort.
Wenn ich im Wohnzimmer war, blieb der Welpen-Auslauf offen. Dana war eine sehr tolerante Mutter und Aileen durfte sich der Wurfbox bis auf ein kleines Stück nähern. Als die Welpen etwa zwölf Tage alt waren, konnte Aileen diesen Zustand nicht mehr ertragen. Sie näherte sich vorsichtig der Wurfbox immer auf Danas Reaktion achtend. Schnell ein Bein rein, kurze Pause, zweites Bein nachgesetzt, und Dana reagierte mit einem Rauswurf. Aufgeben kam für Aileen nicht in Frage. Neuer Anlauf, sofort zwei Beine rein, kurze Pause, drittes Bein nachgesetzt und wieder ein Rüffel. Dann fand sie die optimale Lösung, blitzschnell rein steigen und sich fallen lassen. Dana gab es auf sie zu verjagen, und Aileen lernte als „große Schwester“ wie man Welpen versorgt.

Zuchthündin Aileen „The black Hurrican's“
Als Aileen 9 Monate alt war, fingen auch für sie die Ausstellungen an. Sie holte in der Jugendklasse (9-18 Monate) „im Durchmarsch“ (mit Konkurrenz) fünf Anwartschaften mit „vorzüglich“, für den Jugendchampion. Auch in der offenen Klasse gab es mit der Bewertung „vorzüglich“, einige Anwartschaften für den Deutschen Champion. Das reichte mir vollkommen, Aileen war somit eine „vorzügliche“ Hündin und ich konnte diesen (in meinen Augen) völligen Blödsinn beenden. Für mich sind Ausstellungen „verlorene Lebenszeit“ und oft große Quälerei, vor allem für die „haarigen“ Hunde. Man lernt natürlich auch sehr nette, gleichgesinnte Züchter-Kollegen kennen, mit denen man sich wunderbar austauschen kann, allerdings kann man wegen einiger Züchter, ohne große Traurigkeit auf weitere Zusammentreffen verzichten. Damit war der „unangenehme“ Teil der Zuchtvorbereitungen geschafft.

Nachdem einige Fälle von Willebrand (Bluterkrankheit) aufgetreten waren, war ein spezieller Test für die Manchester-Terrier Zuchthunde Pflicht. Nachdem die Untersuchungsergebnisse vorlagen (Dana und Aileen waren vWD frei), machten wir am 17.12.2005 in Soest die Zuchtzulassungsprüfung und dann konnte es losgehen.

Da wir am Anfang nicht die selben Schwierigkeiten beim Decken haben wollten wie bei Dana, haben wir Aileen für zwei Tage zum Deckrüden gebracht, dessen Besitzer uns gut bekannt war. Der Deckakt hatte gut geklappt, aber am Morgen des zweiten Tages kam der Anruf, dass wir sie unbedingt abholen müssten. Vor lauter Heimweh hatte sie Magenprobleme und verweigerte ihr Futter, was bei einem „verfressenen“ Manchester-Terrier nur im Ernstfall vorkommt. Als wir dort ankamen war Aileens Freude riesig, also nichts wie nach hause. Dort angekommen, war der Appetit so groß, wie zuvor ihr Heimweh. Jetzt hieß es abwarten......

Stolze Mutter Aileen „The black Hurrican's“
In der 5. Trächtigkeitswoche, das Bäuchlein rundete sich schon leicht, ging es zum Ultraschall, wo fünf Fruchtanlagen gesichtet wurden. Die Freude war groß. Jetzt begann mit der Vorfreude wieder die schöne Arbeit, alles für die Ankunft der Welpen vorzubereiten.

Die meisten Geburten sind in der Nacht, bei Aileen ging es kurz nach Mittag los. Sie rannte im Minutentakt raus und rein, riss alle Tücher in Fetzen, bis endlich das Fruchtwasser abging und die Geburt „richtig“ los ging. Innerhalb von gut 2 Stunden brachten wir gemeinsam 5 Welpen zur Welt. Eine Rekordzeit. Die Welpen waren insgesamt sehr klein, zwei waren echte „Miniaturen“ von 131, bzw. 138 Gramm. Das Gewicht von Manchester-Terrier Welpen liegt zwischen ca. 200 und 250 Gramm, wobei es bei einigen Züchtern auch schon „Brocken“ von über 300 Gramm gegeben hat. Allen Unkenrufen zum Trotz, entwickelten sich unsere „Miniaturen“ sehr gut. Sie ließen sich an der Milchbar nicht die Butter vom Brot nehmen, sondern schlugen den kräftigeren Welpen die Streichholz dünnen Ellbogen in die Rippen.

Aileen war eine „Übermutter“, es gab für sie nichts mehr außer ihren Welpen. Auch sie liebte es besonders, wenn ich mich vor die Wurfbox legte, um mit den Winzlingen zu kuscheln. Die einer Adoption für „würdig“ befundenen „Adoptiveltern“ waren von Aileen begeistert und kamen so oft es ging zu Besuch. Aileen war mit jedem gut Freund und immer zum Kuscheln aufgelegt. Leider durfte „Oma“ Dana nicht zu den Welpen in den Auslauf. Das ist häufig der Fall, die Tochter darf zu den Welpen der Mutter, aber die Mutter darf nicht zu den Welpen der Tochter. Das änderte sich, als die Welpen nach draußen durften. Endlich wurde „Oma“ Dana erlaubt, ihre Enkelchen zu betreuen. Dana hatte eine Engelsgeduld, die Kleinen durften auf ihr herum turnen und springen, sie machte einfach alles mit.

Die Zeit der Aufzucht ging wieder wie im Flug vorbei. Nach dem Tierarztbesuch, wo die Welpen untersucht, geimpft und gechippt wurden, kam der Zuchtwart zur Wurfabnahme. Dann war auch schon der Tag der Trennung da, sehr zur Freude der „Adoptiveltern“, aber zum Leid des Züchters.

Eine schwere Geburt
Als Dana ihren dritten Wurf erwartete, haben wir nichts Böses geahnt. Beim Ultraschall wurden zwei Fruchtanlagen gesehen, was nicht unbedingt ideal ist. Bei so kleinen Würfen können die Welpen im Mutterleib relativ groß werden, was zu Schwierigkeiten bei der Geburt führen kann. Der errechnete Geburtstermin lag zwischen Karfreitag und Ostern, nicht gerade optimal, falls man einen Tierarzt braucht. Unsere Tierärztin hatte mir, für den Fall dass es Komplikationen geben sollte, die Telefonnummer einer Tierklinik gegeben, da sie bis Ostern in Urlaub war.

Wenn bei uns etwas schief geht, dann richtig...... Es war Ostern!!!
Mittags wurde Dana unruhig, sie lief raus und rein, scharrte in der Wurfbox, zerriss die Tücher und baute Nester. Das ging über mehrere Stunden. Dann gingen die Hechelwehen los, aber nichts tat sich. Am späten Nachmittag fing sie endlich an zu pressen und das Fruchtwasser ging ab. Zu meinem Entsetzen war das Fruchtwasser (es muss glasklar sein) grün und total ausgeflockt. Jetzt musste es schnell gehen. Dana presste, aber kein Welpe ließ sich blicken. Nach einiger Zeit sah man ein Fruchtbläschen, aber es ging nicht weiter.
Ich hab dann mit meiner Tierärztin telefoniert, die gerade aus dem Urlaub zurück gekommen war. Sie hat mir geraten noch etwas abzuwarten, und mich, wenn sich nichts tut, in ca. einer Stunde noch mal zu melden. Es tat sich nichts, also wieder telefoniert. Die Tierärztin hat uns dann in die Praxis bestellt, um zu klären, ob man die Geburt medikamentös einleiten könnte, oder ob ein Kaiserschnitt nötig wäre. Wir haben uns dann sofort auf den Weg gemacht. Ich musste Dana gut festhalten, damit sie nicht das heraus schauende Fruchtbläschen öffnet und das darin befindliche Welpchen ungeschützt im Geburtskanal liegt.

In der Praxis wurde sicherheitshalber eine Röntgenaufnahme gemacht, die bestätigte, dass ein Kaiserschnitt nötig war. Das Problem war der Feiertag, da für einen Kaiserschnitt erst ein Teil des Praxisteams zusammen getrommelt werden musste.

Nach kurzer Zeit erschien auch die zweite Tierärztin und eine Arzthelferin. Die Ärztin hatte in der Zeit schon eine Braunüle gelegt und die benötigte Menge Narkosemittel aufgezogen. Jetzt ging alles ganz schnell. Nachdem die Narkose eingeleitet war und Wirkung zeigte, kam Dana sofort in den OP, wurde intubiert und ans Narkosegas angeschlossen. Während dessen habe ich mit der Arzthelferin Danas Beine an der Seite vom OP-Tisch fixiert. Die andere Tierärztin öffnete sofort den Bauchraum und hielt kurz nacheinander die Fruchthüllen mit den Welpen in der Hand. Die Arzthelferin entfernte die Fruchthüllen und saugte die Mäulchen ab, damit kein Fruchtwasser in die Lunge gelangen konnte. Ich habe dann die Welpen übernommen, trocken gerieben, die Nabelschnur durchtrennt und sie mit der in einer Spritze bereit liegenden Nährlösung versorgt. Die OP war in Rekordzeit geschafft, das Zunähen dauerte wesentlich länger. Dann mussten wir warten, bis Dana „ein wenig“ beikommt. Die Tierärztin wollte erst sehen, ob Dana die Welpen annimmt. Als Dana anfing unruhig zu werden, haben wir ihr die „putzmunteren“ Welpen an die Zitzen gelegt. Obwohl Dana noch „weit weg“ war, fing sie sofort an, die saugenden Kleinen zu putzen. Nach der ganzen Aufregung ein traumhaftes Bild. Mir wurde geraten, die Welpen in der ersten Nacht nur zum Saugen zu Dana in die Wurfbox zu legen, damit sie sich nicht versehentlich auf die Kleinen legt.

Glücklich und erleichtert haben wir Dana mit ihren Welpen, nach mehreren Stunden in der Praxis, für die Heimfahrt fertig gemacht.

Zuhause angekommen, habe ich für die Welpen ein Wärmebettchen fertig gemacht und neben Danas Wurfbox gestellt. Nachdem die Kleinen gesaugt hatten, wollte ich sie in das Bettchen legen. Da hatte ich die Rechnung ohne Danas Mutterinstinkt gemacht. Obwohl Dana noch total benommen war, versuchte sie den Welpen hinterher zu springen, konnte sich aber nicht auf den Beinen halten. Ohne die Welpen zu spüren, fand sie keine Ruhe, also blieb das Wärmebettchen leer. Statt auf meinem Luftbett zu schlafen, habe ich dann vor ihrer Wurfbox auf einer Decke gewacht. Nach einem so ereignisreichen Tag ist man ohnehin so aufgekratzt, dass man nicht schlafen kann. Die Nacht verlief ohne Komplikationen.

Am nächsten Morgen hatten wir einen Kontrolltermin in der Tierarztpraxis. Dana hatte alles wunderbar überstanden, die Wunde sah sehr gut aus, der Kreislauf war stabil, daher konnte die Braunüle entfernt werden. Man musste sich wundern, dass Dana der Milchtritt der saugenden Welpen an der Operationswunde, die schon recht groß war, nichts ausmachte. Sie ging in ihrer Mutterrolle auf.

Ein Wurf mit „Eigenbedarf“
Da unsere Aileen ein gewisses Alter erreicht hatte wurde es Zeit, dass wieder ein Welpchen für die Weiterzucht das Rudel bereicherte. Somit suchten wir einen gesunden, charakterfesten Deckrüden, der seine Gene noch nicht durch alle möglichen Linien weiter gegeben hatte. Gerade bei seltenen Rassen kann es zu einem großen Problem werden, wenn nur Rüden aus den selben Linien zum Einsatz kommen. Wir hatten einen australischen Rüden auserkoren, der zu der Zeit in Oslo lebte. Da bei Aileen der Tollwut-Titer nicht hoch genug war, kam eine Reise nach Oslo nicht in Frage, und wir entschlossen uns zur künstlichen Befruchtung. Hätten wir nur im entferntesten geahnt was auf uns zukommt, wir hätten uns nie darauf eingelassen......

Da Aileen schon auf „normale Art“ erfolgreich gedeckt worden war und der Rüde schon erfolgreich gedeckt hatte, durfte ich beim KfT einen Antrag auf künstliche Besamung stellen, der genehmigt wurde. Die Besamung sollte in der Tierklinik Dr. Möhrke / Dr. Rösch in Dortmund durchgeführt werden, wo wir vor Ort den Ablauf der „Prozedur“ besprachen. Mit Unterstützung der derzeitigen Rasse-Betreuerin, gab es auch mit der Deckrüden-Besitzerin in Oslo keine Probleme.
Als Aileen läufig wurde, waren erst bei unserer Tierärztin und dann in Dortmund mehrere Progesteron-Tests und Scheiden-Abstriche nötig, um den wichtigen Tag nur ja nicht zu verpassen. Dann war es so weit......
Das Sperma (2 Portionen) sollte Envy einen Tag vor der Besamung in einer Tierklinik in Oslo „abgezapft“ werden. Der Samen wurde dort aufbereitet, gekühlt und in Spezialbehälter verpackt. Dann ging die „wertvolle Fracht“ per Eilboten zum Flughafen, für den nächst möglichen Start nach Düsseldorf. In Düsseldorf angekommen, sollte der Behälter vom Flugplatz nach Dortmund in die Klinik gebracht werden. Da fingen die Schwierigkeiten an!!!
Da Norwegen nicht in der EG ist, wurde in Deutschland vom Flughafen nichts weiter geleitet. Nach etlichen vergeblichen Anrufen, hatte ich am Flughafen endlich jemand erreicht, der mir weiter helfen konnte. Auf die Frage, was in dem Paket wäre und meiner Antwort „Hundesperma“, gab es erst mal schallendes Gelächter und es wurde nachgehakt, ob man sich eventuell verhört hätte. Dann wurde ich „endlich“ an die Lagerhalle des Frachtguts weiter geleitet.
Der junge Mann, der dort wohl nicht viel zu melden hatte, bekam jetzt die Gelegenheit, seine „Macht“ unter Beweis zu stellen. Er bestand darauf, dass ich beim Abholen des Frachtguts die Amtstierärztin vom Düsseldorfer Veterinäramt mitbringen müsste. Das Paket würde vor Ort geöffnet und der Inhalt überprüft, ich könnte ja sonst was schmuggeln. Ich hab versucht ihm klar zu machen, dass der „sehr teure“ Inhalt nach dem Öffnen nicht mehr verwertbar wäre. Dieser „Wichtigtuer“ ignorierte alles und warf mir weiterhin Knüppel in den Weg.
Also tätigte ich einen Anruf beim Veterinäramt in Düsseldorf, wo die Amtstierärztin über das eigenmächtige, „absolut unübliche“ Handeln dieses Ignoranten sehr sauer war. Ich bekam von der Ärztin per E-Mail ein Schreiben, das ich ausdrucken und für die Aushändigung des Pakets vorlegen sollte. Zusätzlich bekam ich noch ihre Handynummer, falls noch jemand Schwierigkeiten machen würde.
Wir mussten also noch am Abend nach Düsseldorf, um unsere „wertvolle Fracht“ abzuholen. Jetzt konnte „eigentlich“ nichts mehr schief gehen, welch ein Irrglaube......
Als wir gegen 19:30 h am Flughafen Düsseldorf ankamen, ging es erst richtig los. Wir hatten keine Ahnung, wo wir hin mussten. Das Flughafenpersonal das wir befragten, hatte keine Ahnung, wo die gesuchte Halle zu finden war, da kürzlich alles umgebaut worden wäre. Wir klapperten das riesige Flughafengelände ab, wurden von Pontius nach Pilatus geschickt. Uns lief die Zeit davon, wir mussten mit dem Paket noch zum Zoll, wo um 22:00 h Feierabend war. Gegen 21:00 h hatten wir endlich die Frachtausgabehalle gefunden. Nachdem der junge Mann „einen kurzen Blick“ in den Container geworfen hatte, hieß es, das Paket ist nicht dabei. Das sind Situationen, wo man nachempfinden kann, warum jemand wegen „Tätlichkeiten“ im Knast sitzt. Ich habe diesen Typ dann „gebeten“ sich mal „richtig“ umzuschauen, wobei er dann endlich fündig wurde. Die Gebühren bezahlt und nichts wie weg. Im Eiltempo ging es zum Zoll. Dort saß zur Abwechslung mal ein netter, älterer Herr, der keine Schwierigkeiten machte. Zoll entrichtet, gerade noch geschafft und endlich war dieser Albtraum vorbei.
Zuhause angekommen, musste der gesamte Inhalt des Kühlschranks ausgeräumt werden, damit das große Paket (wie viel Sperma hat man dem armen Hund abgezapft???) hinein passte.
Am nächsten Morgen ging es dann nach Dortmund, wo Aileens Besamung von Frau Dr. Möhrke (mit dem norwegischen Katheder) vorgenommen wurde. Das Sperma wird dabei direkt in die Gebärmutter eingebracht. Dieser Vorgang ist ungefähr so, wie das einfädeln eines Fadens ins Nadelöhr, bei völliger Dunkelheit. Wir hatten uns dafür entschieden, weil die Erfolgsquote dabei höher ist, als bei einer normalen Besamung. Anschließend bleibt man, die Hündin mit dem Hinterteil hoch haltend, noch ca. 15 Minuten im Behandlungsraum. Dann trägt man die Hündin ins Auto, damit nur ja nichts von dem „wertvollen Inhalt“ auslaufen kann. Einen Tag später wurde die Tortur wiederholt.
Jetzt hieß es abwarten, ob es wirklich Welpen geben würde. Der Betrag für den ganzen Aufwand belief sich inzwischen auf eine sehr stattliche Summe, von den zerfledderten Nerven ganz zu schweigen. Ich durfte gar nicht darüber nachdenken, wenn dass schief gehen würde.

Belohnung für den hohen Einsatz
Als es endlich Zeit für die Sonographie war, war die Spannung groß, denn bei künstlicher Besamung ist die Erfolgsquote nicht so hoch, wie bei einem normalen Deckakt. Es wurden drei Fruchtanlagen „sicher“ gesehen. Die Erleichterung dass es geklappt hatte war groß!!! Ich hoffte auf wenigstens zwei Hündinnen, da außer meiner eigenen, noch eine Hündin fest vorbestellt war. Somit fieberte ich nicht allein der Geburt entgegen. Das nervenaufreibende Zustandekommen der Welpen wurde belohnt. Es wurden drei Hündinnen und ein Rüde geboren. Die Freude war riesig......

Glück und Leid liegen oft dicht beisammen
Aileen lag mit dem gerade geborenen „Glückskleeblatt“ an ihren Zitzen, rundum zufrieden in der Wurfbox. Alles hätte wunderbar sein können, aber............

Dana stand neben mir, etwas mit ihr war absolut nicht in Ordnung.
Sie stand in unnatürlicher geduckter Haltung, mit gesenktem Kopf und der Brust- Bauchbereich war sehr stark aufgedunsen. Sie schien extreme Schmerzen zu haben und konnte sich kaum noch bewegen. Ich hatte sofort den Verdacht auf Magendrehung. Es ging jetzt um Minuten!!! Ich habe unsere Tierärztin angerufen und den Verdacht geäußert. Ich konnte Aileen mit den Welpen nicht allein lassen, daher ist mein Mann im Eiltempo mit Dana in die Praxis gefahren. Die Angst, dass wir Dana verlieren würden stand im Raum.

Die Tierärztin hatte schon alles vorbereitet, damit keine Zeit verloren ging. Dana bekam sofort Medikamente gegen die Schmerzen und gegen die Gasbildung und dann ging es zum Röntgen. Es stellte sich als ein Darmverschluss heraus, eine sehr ernste Sache. Dana durfte, solange der Verschluss bestand kein Futter bekommen. Sie bekam in den nächsten Tagen zwei mal täglich eine große Portion Kontrastmittel und musste direkt danach zum Röntgen. Die „verstopfte“ Stelle wurde Gott sei Dank nach und nach durchlässiger. Nach fünf Tagen mit der Kontrastmittel- Röntgentortur bekam sie Sauerkraut zu fressen, damit der verbliebene Pfropf abgehen würde. Unsere ohnehin sehr schlanke Dana war nur noch ein Häufchen Elend aus Haut und Knochen. Nach der tagelangen „Zwangsabstinenz“ schluckte sie sogar das mit einigen Futterbröckchen angereicherte Sauerkraut. Endlich war die Gefahr gebannt, und Dana wurde erst mal so richtig aufgepäppelt.

So lange Danas Leben auf der Kippe stand, war die Freude an den Welpen stark getrübt. Endlich konnte man die Welpenzeit genießen.

Die Besuche der „Adoptiveltern“ bei den Welpen bescherten uns so manchen schönen Nachmittag. Da ich die Charaktere der Welpen besser einordnen kann als die Interessenten, lasse ich nicht zu, dass die Kleinen „einfach so“ ausgesucht werden. Das neue Zuhause soll ja für immer sein, deshalb muss der Hund so gut wie möglich zu dem neuen Besitzer passen. Bei diesem Wurf war es nicht ganz einfach, denn eine kleine Hündin sollte später auf Dogdance-Turnieren auftreten, vorausgesetzt, sie hatte Spaß dabei. Mit ca. 7 Wochen hatte sie sich heraus kristallisiert, die kleine Gräfin Mila stand fest. Sie war sehr aufmerksam, ließ sich nicht leicht ablenken und war gut zu motivieren. Auch die Wurfgeschwister waren toll, ich war rundum zufrieden.

Wie im Flug war die schöne Welpenzeit vergangen. Der Tierarztbesuch stand an, wo die Welpen eingehend untersucht, geimpft und gechippt wurden. Der Zuchtwart kam zur Wurfabnahme und auch da war alles bestens. Die „Adoptiveltern“ freuten sich sehr, dass die neuen Familienmitglieder endlich einziehen konnten. Besonders groß war die Freude bei den „Adoptiveltern“ von Gräfin Mila, da sie ein Jahr auf dieses kleine Mädchen gewartet hatten. Ich hatte auch Grund zur Freude, weil ein Welpchen bei uns blieb, der kleine Wirbelwind Gweeny „The black Hurrican's“.

Die kleine Gräfin Mila wurde mein ganzer Stolz, sie hatte eine wunderbare Karriere vor sich. Neben vielen gewonnenen Turnieren, trat sie mit ihrem „Adoptivpapa“ Matthias auch bei großen Veranstaltungen auf. Am 16.1.2016 nahmen Mila und Matthias am DOGLIVE-Multitalent Wettbewerb in Münster teil. Sie wurden mit dem 2. Platz Vize-Multitalent 2016 und traten abends in der großen Gala-Show auf. Bei der Deutschen Dogdance-Meisterschaft 2017 konnten sich die beiden für die Weltmeisterschaft qualifizieren, wo sie es ins Finale schafften. Sie kamen als einziges deutsches Team beim Finale unter die ersten zehn. Am 19.5.2019 nahmen Mila und Matthias am Qualifikations-Turnier in Dortmund teil. Sie sind mit dem 4. Platz im deutschen Team bei der Dogdance Weltmeisterschaft in Stuttgard. Am 6.7.2019 waren Mila und Matthias bei VOX, in der Sendung "hundkatzemaus" zu sehen. Mal sehen, wie es noch weiter geht......

Zwei Manchester-Terrier sind toll, aber aller guten Dinge sind drei
Als die Welpen aus dem G-Wurf ausgezogen waren, war Gweeny natürlich der Hahn im Korb. „Oma“ Dana hatte sie zu ihrem absoluten Liebling auserkoren, bei ihr durfte sie einfach alles. Dana wurde nicht müde mit ihr auf der Wiese zu toben, oder Zerrspiele zu machen. Aileen machte zwar mit, aber ihr waren die beiden manchmal zu wild. Selbst wenn Dana im Korb lag und ruhen wollte, Gweeny aber lieber auf ihr herumturnen wollte, blieb sie gelassen. Nur die Fut
terschüssel war absolut tabu, das musste auch Gweeny erst lernen.

Dana hatte eine Marotte, sie liebte es in einem „vorgewärmten“ Korb zu schlafen. Die drei Körbe waren gleich, die Kissen ebenfalls, damit sich keiner der Hunde benachteiligt fühlte. Wenn Aileen und Gweeny in ihren Körben lagen und Dana auch ruhen wollte, ging sie davor auf und ab. Für den Fall, dass keiner der Hunde aufstand um ihr Platz zu machen, fand sie eine Möglichkeit sie aus den Körben zu locken. Sie sprang zur Terrassentür und bellte, als ob draußen der Teufel los wäre. Da Manchester-Terrier krankhaft neugierig sind, schossen Aileen und Gweeny hoch und rannten zur Tür. Den Moment nutzte Dana um sich in einen der „vorgewärmten“ Körbe zu legen. Aileen und Gweeny fielen jedes mal wieder auf Danas List herein, und Danas Gesicht sah aus, als würde sie sich über die beiden lustig machen.

Gweeny „The black Hurrican's“
Jetzt kam wieder pralles Leben in die Bude. Der Putzeimer blieb, von der Welpenaufzucht gewöhnt, für einige Zeit mein ständiger Begleiter. Da die Welpen wie immer an die Transportbox gewöhnt waren, schlief Gweeny in der Box vor meinem Bett, so war sie wenigstens nachts stubenrein. Wie es sich für einen echten Manchester-Terrier gehört, erleichterte sie sich, wenn das Wetter unpassend war lieber im Haus. Bis jetzt waren noch alle Hunde stubenrein geworden, also klappte es bald auch bei Gweeny.
Es gibt natürlich Züchter, deren Welpen sind bei der Abgabe mit 8-9 Wochen, „nach eigener Aussage“ schon stubenrein. Derartige Erzählungen beginnen eigentlich mit „es war einmal“......

Sie hatte „Mama“ Aileens Geräuschunempfindlichkeit geerbt und war absolut „schussfest“, ganz im Gegensatz zu „Oma“ Dana. Ob Gewitter, oder Knallerei, es interessierte sie nicht im geringsten. Allerdings war sie Fremden gegenüber, etwas weniger aufgeschlossen als Aileen. Sie brauchte eine Weile um mit fremden Menschen warm zu werden. Es muss ja auch nicht sein, dass ein Hund sich unterwegs von jedem „begrapschen“ lässt. Nicht jeder Mensch ist ein Hundefreund, und die angebotenen Leckerchen sind auch nicht immer sehr „bekömmlich“. Ihr Verhalten konnte mir nur recht sein.

Schülerin Gweeny „The black Hurrican's“
Wir meldeten Gweeny in der Hundeschule an, wo sie in der Welpen-Spielgruppe viel Spaß hatte. Als sie in die Junghundegruppe wechselte, war der Spaß nicht mehr so groß. Fast nur große Hunde, die ihre körperliche Überlegenheit für Mobbing-Attacken ausnutzten, so dass Gweeny sich nur durch ihre Schnelligkeit vor deren Übergriffen retten konnte. Leider war dort der Stellenwert der Hunde nur so hoch, wie ihre Größe und Gweeny gehörte zu den kleinsten. Zeit zu gehen......

Bis wir die passende Hundeschule gefunden hatten, war Gweeny bereits über ein Jahr alt. Endlich hatte sie wieder Spaß, aber die Angst vor großen Hunden war fest verankert. Wir besuchten Kurse für Grunderziehung, bei denen sie ihre Lernfähigkeit unter Beweis stellen konnte. Später fingen wir an mit Longieren. Nach anfänglichem Spaß wurde es Gweeny zu langweilig, und wir beschlossen den Begleithunde-Führerschein zu machen. Der Kurs lief schon seit einiger Zeit, aber Gweeny holte ruck zuck auf. Sie legte schon nach kurzer Zeit (in der 5. Trächtigkeitswoche) die beste Prüfung von allen Hunden, mit der vollen Punktzahl ab.

Zuchthündin Gweeny „The black Hurrican's“
Nebenbei gingen wir zum Ringtraining in unserer Ortsgruppe-Siegerland, wo Gweeny für die „nötigen“ Ausstellungen fit gemacht werden sollte. Die Verbissenheit, mit der einige das Training angingen, war für die Hunde eine Tortur. Die Hunde wurden an den Wochenenden von Ausstellung zu Ausstellung geschleppt, um nur ja alle Titel zu bekommen. Wie schon erwähnt, nicht unser Ding. Wir hatten die Anwartschaften für den Jugendchampion schnell zusammen, und mit einigen Anwartschaften für die offene Klasse beendeten wir ihre „Ausstellungskarriere“. Gweeny hatte erstklassige Beurteilungen bekommen, das reichte mir vollkommen. Interessenten sollten beim Welpenkauf nicht auf die Titel der Elterntiere, sondern auf die Gesundheit und das Verhalten der Hunde schauen. Wer großen Wert auf Champion-Titel legt, bringt bestimmt nicht viel Tierliebe mit, außerdem werden Titel nicht vererbt......

Obwohl Dana und Aileen vWD reinerbig frei waren, musste auch bei Gweeny der Bluttest auf Willebrand gemacht werden. Neuerdings musste noch DNA Blut hinterlegt werden. Als alle Ausstellungs- und Untersuchungsergebnisse vorlagen, machten wir am 17.12.2011 in Soest die Zuchtzulassungsprüfung, wo sie angekört wurde. Jetzt konnte es losgehen.

Beim ersten „Deckanlauf“ hatten wir Pech. Also warten bis zur nächsten Läufigkeit.

Nachdem bei der nächsten Läufigkeit der Progesteron-Test grünes Licht gab, starteten wir zum Deckrüden. Jimmy war ein Rüde, der alles besprang, was bis drei nicht auf einem Baum war. Schon beim Betreten der Wohnung wurde er „sehr stürmisch“, und „Sensibelchen“ Gweeny fand es unter ihrer Würde, sich mit so einem Rüpel einzulassen. Die Zeit ging dahin, genau wie unsere Nerven, Gweeny sagte nein und blieb standhaft. Vielleicht wäre eine andere Umgebung nützlich, also machten wir uns mit den Hunden auf den Weg in den nahegelegenen Wald. Als unsere Nerven restlos blank lagen und wir aufgeben wollten, hat der Deckakt Gott sei Dank doch noch geklappt. Um nur ja nichts von der „wertvollen Füllung“ zu verlieren, musste ich Gweeny die ganze Strecke bis zum Auto zurück tragen. Der Wald war zwar nahegelegen, aber groß!!! Bisher hatte ich einen Hund mit 7,5 kg für ein Leichtgewicht gehalten, wie man sich irren kann. Am Auto angekommen, war ich schweißgebadet und meine Arme mit Sicherheit um einiges länger. So viel Stress muss ja belohnt werden, also warteten wir guten Mutes ab.

Stolze Mutter Gweeny „The black Hurrican's“
Gut vier Wochen nach dem Deckakt gingen wir zum Ultraschall, wo drei Fruchtanlagen „sicher“ festgestellt wurden. Nach der „Decktortur“ war die Freude groß. Gweeny wurde immer anhänglicher, am liebsten lag sie mit Aileen in einem Korb. Durch ihren wachsenden Umfang, wurde Aileen manchmal fast erdrückt. Sie ertrug es leicht schnaufend mit einer Engelsgeduld. Jetzt begannen wieder die Vorbereitungen für das große Ereignis. Welpen-Auslauf aufbauen, Luftbett aufstellen, Wurfbox mit vielen Tüchern bestücken, usw.....

Selbst nach mehreren Würfen hat man kurz vor dem Geburtstermin immer noch einen Kloß im Magen. Jede Geburt ist anders und zwar total. Wie wahr!!!

Der Geburtstermin war „in etwa“ da. Die Hunde schliefen tief und fest, in den nebeneinander stehenden Körben. Gegen 23:00 h wachte Gweeny plötzlich auf und musste sich übergeben. Ich schnappte mir Tücher für die Beseitigung des Übels, als sie aus heiterem Himmel anfing zu hecheln und zu pressen. Dann ging auch sch on das Fruchtwasser ab und die Geburt ging los. Es blieb keine Zeit um sie in die Wurfbox im Nebenraum umzusiedeln. Dana und Aileen waren inzwischen aufgewacht und mussten ihre Nasen in das spannende Geschehen stecken. So zwischen den Hunden eingepfercht, musste ich helfen, den ersten Welpen auf die Welt zu bringen. Keine leichte Aufgabe. Als das endlich geschafft war, wollte Gweeny die „aufdringlichen Hebammen“ Dana und Aileen nicht mehr in der Nähe des Welpchens dulden und ich war heilfroh, als Gweeny endlich im Nebenraum in der Wurfbox lag.
Dana und Aileen waren enttäuscht, dass sie nicht weiter als „Geburtshelfer“ dabei sein durften. Voller Neugier standen sie immer wieder mit den Vorderpfoten auf dem Türgitter, um nur ja nichts zu verpassen.
So ging die Geburt „entspannt“ weiter, und als Welpe Nummer drei auf der Welt war, hab ich Gweeny in allen Lagen abgetastet, kein Welpe mehr drin. Nachdem ich die Wurfbox frisch gemacht und alles geputzt hatte, bekam Gweeny erst mal eine Mahlzeit aus kräftiger Hühnerbrühe, mit viel Fleisch. Während sie die Reste aus der Schüssel schleckte, verrenkte sie sich plötzlich so seltsam. Innerhalb von kürzester Zeit, kam zu meiner großen Überraschung, Baby Nummer vier auf die Welt. Nachdem die Wurfbox noch mal frisch gemacht war, konnte sich die frischgebackene Mama erst einmal von den Strapazen der Geburt erholen. Es ist jedes mal der schönste Moment, wenn die Welpen nach der Geburt, gesund und zufrieden saugend, bei einer glücklichen Mutter liegen.

Gweeny war auch eine „Übermutter“, sie ließ ihre Welpen nicht aus den Augen. Wenn sie mal dringend raus musste und ein Welpchen begann zu fiepen, rannte sie zurück und war nicht mehr zum Verlassen der Box zu bewegen. Ihre Blase musste gigantische Ausmaße haben. Für sie, aber auch für mich, war es das größte Glück, wenn ich vor der Box lag, um mit den Welpen zu kuscheln. Leider durften Dana und Aileen nur von weitem zuschauen, denn sie duldete die beiden nicht in der Nähe.

Als die Welpen ca. 14 Tage alt waren, Gweeny war mal kurz „austreten“, hat Aileen es irgendwie geschafft, in den Welpenauslauf zu gelangen. Sie lag in der Box, mit verklärtem Gesicht, und die vier Welpen hingen an ihren „leeren“ Zitzen. Ich hab sie Gott sei Dank entdeckt, bevor ich Gweeny wieder ins Haus gelassen habe, sonst hätte es böse ausgehen können. Von da an versuchte unsere „welpenverrückte“ Aileen immer wieder zu „ihren“ Babys zu gelangen.

Die „Adoptiveltern“, denen wir guten Gewissens ein Welpchen anvertrauen konnten, kamen regelmäßig zu Besuch. Bei Kaffee und Kuchen gab es gemütliche Nachmittage. Ich glaube, es wird nirgends so viel „kalter“ Kaffee getrunken, wie in der Nähe eines Welpen-Auslaufs. Gweeny hatte ihre Freude, wenn sich alle miteinander vergnügen konnten, vor allem, wenn Kinder dabei waren.

Die Zeit der Aufzucht flog wieder nur so dahin. Nach dem Tierarztbesuch, wo die Welpen untersucht, geimpft und gechippt wurden, kam der Zuchtwart zur Wurfabnahme. Alle Welpen waren gesund und rassetypisch. Dann kam schon der Tag der Trennung, den man immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge erlebt.

Etwas „außergewöhnliche“ Welpen-Interessenten
Im Laufe der Jahre ist mir klar geworden, dass scheinbar nicht jeder Welpen-Interessent weiß, was ein Hund ist. Ein Hund ist ein sehr soziales Wesen, das nicht den ganzen Tag allein bleiben kann. Damit eine gute Bindung aufgebaut werden kann, sollte man die Zeit haben, sich „ausreichen“ mit dem Hund zu beschäftigen, ihn körperlich und geistig fordern. Ich habe bei Besuchen von Welpen-Interessenten etliche Stunden mit Erklärungen verbracht, aber manche Menschen waren absolut beratungsresistent.

Das sind ein paar Beispiele, an die ich mich „besonders gern“ erinnere.

Ein berufstätiges, hundeunerfahrenes, junges Paar wollte unbedingt einen Hund haben, obwohl er von morgens bis abends allein bleiben sollte. Man würde sich eine Woche Urlaub nehmen, bis dahin würde der Welpe ja wohl stubenrein sein, so dass er die Zeit bis zum Feierabend durchhalten würde. Da stehen einem förmlich die Haare zu berge......

Eine Familie mit Kleinkind musste unbedingt einen Hund haben. Leider hatte das Kind noch keinerlei Erziehung genossen, so dass ein Welpe, der auch Erziehung braucht eine absolute Überforderung gewesen wäre. Bei dem Besuch hatte das Kind, nicht unbedingt zu meiner Freude, meine komplette Wohnung „um dekoriert“. Nach der „Umgestaltung“ meiner Wohnung waren die Welpen an der Reihe. Egal, wie das Kind mit dem „geplanten Spielzeug“ umging, die Eltern tranken Kaffee und kümmerten sich um nichts. Toll, wenn man durch so ein kleines Wesen seine Ruhe hat. Nachdem ich das Kind, das scheinbar seine „Spielzeuge“ gern zerlegte aus dem Welpen-Auslauf entfernt hatte, habe ich versucht die Familie davon zu überzeugen, noch wenigstens zwei bis drei Jahre mit der Anschaffung eines Welpen zu warten. Wegen totaler Beratungsresistenz durften sie sich gern einen anderen Züchter suchen......

Eine von Sozialhilfe lebende Frau wollte einen „billigen“ Hund, aber es kam nur ein Manchester-Terrier in Frage. Ich versuchte ihr klarzumachen, dass der Preis für einen Welpen dieser Rasse bei allen Züchtern in etwa gleich ist. Sie konnte aber maximal 200 € für einen Welpen ausgeben, worauf ich ihr geraten habe es im Tierheim zu versuchen. Ob es da auch Manchester-Terrier geben würde, es kämen doch bestimmt Hunde zurück, die dann im Tierheim landen. Ein Manchester-Terrier Züchter nimmt „Notfallhunde“ zurück und vermittelt sie neu. Es gäb doch sicher mal „Ausschuss-Hunde“, die man verschenken würde. Genau das versucht ein gewissenhafter Züchter mit gesunden Verpaarungen zu vermeiden. Ich hab ihr aufgezählt, was alles an weiteren Kosten auf sie zukäme, mein Rat war, wer schon den Anschaffungspreis nicht bezahlen kann, sollte besser auf einen Hund verzichten. Ihr Plan war „optimal“, die Anmeldung beim Amt für die Hundesteuer könnte man umgehen, eine Hundehaftpflicht-Versicherung fand sie unnötig und beim Tierarzt (Hunde sind „Privatpatienten“) könnte man in Raten zahlen. Wie lange muss man Raten abzahlen, wenn ein Hund einen Unfall hat und mehrere tausend Euro Behandlungskosten anfallen??? Eine Rechnung die nicht aufgeht......

Ein altes Ehepaar, beide „deutlich“ über achtzig (kam am Telefon „etwas“ anders rüber) kam zu Besuch. Man hätte ihnen zu einem Manchester-Terrier Welpen geraten, da diese Hunde sehr ruhig wären, weder Beschäftigung noch Auslauf brauchten. Wer um alles in der Welt, mochte diesen „guten Rat“ gegeben haben??? Gott sei Dank konnte ich ihnen die „ruhigen“ Welpen mit den erwachsenen Hunden hinterm Haus vorführen. Man kann von Glück sagen, dass die alten Leute durch die „ruhigen“ Welpen nicht zu Fall gebracht wurden und mit heilen Knochen die Wohnung verlassen konnten. Der Schock war sehr heilsam......

Eine Frau wollte einen „Allergiker-Hund“, da ihr Lebensgefährte starkes, durch Tierhaare (wohl eher Hautschuppen, Speichel) verursachtes, allergisches Asthma hätte. Ich habe versucht ihr klarzumachen, dass es keine „Allergiker-Hunde“ gibt und man im Fall einer so schweren Allergie auf Tierhaltung verzichten sollte. Noch dazu war ihr Lebensgefährte „generell“ gegen einen Hund, da er kein besonderer Tierfreund war. Sie ließ sich aber nicht davon abbringen, dass ein Manchester-Terrier ein „Allergiker-Hund“ wäre, und einen solchen Hund müsste er akzeptieren. Leider lag das geistige Aufnahmevermögen dieser Frau in einem Bereich, wo jeder Erklärungsversuch zum Scheitern verurteilt war. Bei etlichen weiteren Anrufen wurde sie immer ungehaltener, weil ich ihr keinen „Allergiker-Hund“ geben wollte. Der reinste Telefonterror.....

Eine ältere Frau, selbst keine Hundefreundin, wollte für ihren schwer gehbehinderten Mann einen Manchester-Terrier Welpen. Der Mann sollte sich, ausgestattet mit zwei Krücken oder Rollator um den Hund kümmern. Wie soll man da einem solchen Energiebündel gerecht werden? Es wäre ein großes Grundstück vorhanden, wo der Hund genug Auslauf hätte. Da ihr Mann sich leider nicht richtig mit dem Hund beschäftigen könnte, würde man gleich zwei Welpen nehmen, die dann gemeinsam auf dem Grundstück toben könnten. So hätte ihr Mann Freude beim Zuschauen. Wirklich eine wunderbare Idee......

Ein Ehepaar, mittleren Alters, keinerlei Hundeerfahrung, wollte gern einen Manchester-Terrier „in echt“ kennen lernen. Bei deren Besuch waren die Welpen ca. 6 Wochen alt, hatten gerade ihr Futter bekommen und schliefen. Die Frau ging zu den Welpen, „oh, sind die aber ruhig, wir wollten gern einen lebhaften Hund“. Ich habe erklärt, dass schlafende Welpen immer ruhig sind. „Sie können die Hunde doch sicher mal aufwecken, damit wir sehen können wie sie dann sind“. Ich habe erklärt, dass man Welpen nicht beim Schlafen stören soll, man wartet bis sie aufwachen. „Wie lange kann das denn dauern“? Ich habe Kaffee angeboten und sie gebeten abzuwarten, bis sie die „ruhigen“ Welpen in action erleben könnten. Die Frau hatte einen „wesentlich besseren“ Vorschlag. Da sie eine Woche Urlaub hätten, könnten sie doch einen dieser Welpen mitnehmen und in dieser Woche testen, wie das Leben mit Hund so wäre. Was machen solche Leute, wenn sie ein Baby bekommen und nach einer Woche feststellen, dass es nicht in ihr Leben passt......

Nachwort
Leider hatten wir nicht das Glück, von Gweeny eine kleine Hündin zur Weiterzucht zu bekommen, da in den letzten beiden Würfen nur jeweils eine Hündin war, die schon seit langem versprochen war.

Matthias Beirer, mit Gräfin Mila, bekam aus Gweenys vorletztem Wurf Lady Charlotte, mit der er unter dem Zwingernamen „The black Diamond Dancers“ unsere Linie weiterführen wird. Wir wünschen ihm sehr viel Freude bei der Aufzucht der „zukünftigen“ Welpen.

Als die Welpen aus Gweenys letztem Wurf 14 Tage alt waren, mussten wir unsere Dana im Alter von 15 Jahren schweren Herzens erlösen lassen, sie ist in meinen Armen für immer eigeschlafen Sie war bis wenige Tage vor ihrem Tod topfit.

Wir hatten während der 14 Jahre Manchester-Terrier Zucht, 13 Würfe, mit insgesamt 49 Welpen. Alle Welpen waren gesund und haben tolle „Adoptiv-Familien“ gefunden.

Ich danke allen „Adoptiv-Familien“, die wie versprochen Kontakt zu uns gehalten haben. Ob per Telefon, oder bei Besuchen, bei uns „Hundemenschen“, die auf einer Wellenlinie liegen, gibt es immer viel zu erzählen. Eine besondere Freude sind Bilder und Berichte, die ich von von „unseren“ Hunden bekomme, zum Beispiel von Urlaubsreisen, wo die Hunde schon mal echte Abenteuer erlebt haben, so wie Meldungen und Videos von sportlichen Erfolgen.

Das war ein kleiner Auszug an Begebenheiten aus meiner Zeit als Züchterin, wo es sehr viel schöne, aber auch aufregende und traurige Erlebnisse gab.

Für mich ist das Geschriebene ein kleiner Nachruf auf meine Dana, ohne die es diese schönen Erlebnisse nie gegeben hätte.
Sie lebt in ihren Nachkommen und in unseren Herzen weiter.